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Pilotbetrieb im Betriebsplan Natur

Logo Betriebsplan Natur
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Die Landwirtschaft bewegt sich in einem weiten Spannungsfeld. Neben dem eigentlichen Betriebszweck, der Produktion von Nahrungsmitteln und Rohstoffen, erbringen Landwirte viele weitere ökologische und gesellschaftliche Leistungen. Gleichwohl stehen landwirtschaftliche Betriebe immer wieder in der Kritik bezüglich des Einflusses der Bewirtschaftung unter anderem auf die Vielfalt von Lebensräumen und Arten sowie das Landschaftsbild.

Was ist ein »Betriebsplan Natur«?

Im »Betriebsplan Natur« werden die bisherigen Leistungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt des landwirtschaftlichen Betriebes gewürdigt. In einem gemeinsamen Abstimmungsprozess zwischen Landnutzer und Naturschutzberater zeigt der Naturschutzberater die Besonderheiten des Betriebes aus Naturschutzsicht auf. Es werden Möglichkeiten zur weiteren ökologischen Aufwertung der Betriebsressourcen (beispielsweise Betriebsflächen, Hofstelle, Landschaftsstrukturen) im Rahmen der betrieblichen Bedingungen ermittelt und im Ergebnis Vorschläge zur Umsetzung abgestimmt.

Der Betriebsplan Natur wird in der Förderperiode 2014–2020 als neues Angebot für landwirtschaftliche Betriebe angeboten.

Der Betriebsplan Natur im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch

Das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (LVG) ist einer von sechs Pilotbetrieben im Vorhaben »Betriebsplan Natur«. Von 2012 bis 2014 wurde im Auftrag der Abteilung 6 Landschaftspflege, Naturschutz ein Betriebsplan Natur zur ökologischen Aufwertung des Betriebes erarbeitet. Rund vier Jahre später (von Mai 2017 bis April 2018) erfolgte ein Betriebscheck mit einer Vor-Ort-Besichtigung und gutachterlichen Bewertung der Durchführung und der Ergebnisse der im Betriebsplan Natur abgestimmten Maßnahmen. Dabei wurden auch mit der Umsetzung von Maßnahmen aufgetretene Probleme, Anpassungsbedarf und neue Ideen/Vorschläge besprochen. Der Betriebsplan Natur und Betriebscheck für das LVG wurde von Beraterseite vom Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e.V. gemeinsam mit dem Büro Büchner & Scholz erstellt.

Vorgehen bei der Erstellung

 Als Grundlage für den Abstimmungsprozess mit dem LVG im Betriebsplan Natur erarbeiteten die Naturschutzberater aus vorhandenen Fachdaten Karten des Betriebes mit vorkommenden wertvollen Tier- und Pflanzenarten sowie Schutzgebieten. In gemeinsamen Geländebegehungen wurden die bereits vielfältigen Naturschutzleistungen des LVG besichtigt und Potenziale für weitere ökologische Aufwertungsmaßnahmen besprochen. Der Berater zeigte aus Naturschutzsicht wichtige Arten und Lebensräume. Gleichzeitig konnte das LVG seine betrieblichen Vorstellungen einbringen. Auch wurden in der Vergangenheit erstellte Konzepte wie das Agrarökologische Landschaftskonzept und das Vogelschutzkonzept auf deren Umsetzungsstand beurteilt.

Nach der Erfassung des Ist-Zustands im LVG erfolgte anhand betriebsindividuell aufgestellter Ziele eine gutachterliche Bewertung  und das Aufzeigen möglicher Handlungsfelder.

Im Betriebscheck wurden alle im Betriebsplan Natur abgestimmten Maßnahmen gutachterlich auf ihren Umsetzungsstand hin bewertet. Neue Maßnahmen ergänzten die vorhandenen. Im Ergebnis liegt ein aktualisierter Betriebsplan Natur vor, mit dem das LVG Schritt für Schritt Naturschutzmaßnahmen weiter umsetzen kann. 

Im Ergebnis liegt ein aktualisierter Betriebsplan Natur vor, mit dem das LVG Schritt für Schritt Naturschutzmaßnahmen weiter umsetzen kann.

Naturausstattung des LVG

Das LVG liegt in der Elbe-Niederung und wirtschaftet mit rund 70% der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf Schutzgebietsflächen darunter Naturschutzgebiete, Natura 2000 Gebiete und Wasserschutzgebiete. Im Landschaftsraum befinden sich mehrere geschützte Biotope. Einzelne davon liegen auf den Flächen des Betriebes, wie wertvolle Einzelbäume oder artenreiche Magere Frischwiesen. Letztere befinden sich auf den Elbdeichen und wurden in mehreren Teilflächen als Lebensraumtyp "Flachland-Mähwiese" der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie erfasst.

Neben der Bedeutung als Rast- und Äsungsplatz für überwinternde nordische Gänse ist das LVG für eine Reihe bedrohter und oder geschützter Arten, darunter beispielsweise Rotmilan, Neuntöter, Grauammer, Raubwürger, Braunkehlchen, Rebhuhn und Haubenlerche wichtig.

Die hoch bedrohte Rotbauchunke (Rote Liste 2, FFH-Anhang I) laicht in den angrenzenden Altarmen und nutzt die Betriebsflächen des LVG als Wanderkorridore.

Entlang der Elbe besteht mit den Auwäldern und Einzelbäumen in der Aue eine sehr wichtige Verbindungsachse für die hoch bedrohten Käferarten Eichenheldbock und Eremit.

 

 

   

Naturschutzleistungen des Betriebes mit ausgewählten Maßnahmen

Der Ist/Ziel-Vergleich während der Erarbeitung des Betriebsplans Natur ergab, dass das LVG bereits vielfältige Naturschutzleistungen im Acker erbringt, während im Grünland noch Handlungsbedarf besteht. Besonders hervorzuheben sind der hohe Anteil an Landschaftselementen und Brachestreifen sowie die Anlage von Ackerrandstreifen.

Der Betriebsplan Natur enthält insgesamt 37 Maßnahmen für die Betriebsflächen und die Hofstelle, für Landschaftselemente, den speziellen Artenschutz und für die Öffentlichkeitsarbeit, die gemeinsam mit dem LVG abgestimmt wurden. Der Betriebscheck zeigt, dass davon bereits 15 Maßnahmen gut bis hervorragend und neun Maßnahmen teilweise umgesetzt werden. Das sind insbesondere Maßnahmen im Acker wie die Einrichtung von Lerchenfenstern oder die Erhaltung und Einrichtung von Brachen, das Belassen von überständigen Grasstrukturen im Grünland für das Braunkehlchen sowie weitere spezielle Artenschutzmaßnahmen auf dem Betriebsgelände ( siehe »Umsetzungsstand der Maßnahmen im Betriebsplan Natur«). Neue Maßnahmen für Wildbienen um das bereits bestehende Bienenhotel und den Bienengarten wurden ergänzend aufgenommen.

 

 

 

   

Einige der Maßnahmen sind im Folgenden in Bildern mit kurzer Erläuterung dargestellt.

Wildbiene © Carola Schneier

Die offene Lehmwand bietet zahlreichen Wildbienen einen Platz zum Nestbau (Betriebscheck-Begutachtung) Foto: Archiv Naturschutz LfULG, C. Schneier)

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(© Archiv Naturschutz LfULG, C.Schneier)

nachher

nachher
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(© Archiv Naturschutz LfULG, C.Schneier)

vorher

vorher

Eine vom Hochwasser 2013 mit großflächigen Sandauflagerungen belegte Weidefläche ist nahezu vollständig wiederbewachsen. Die Selbstbegrünung der Fläche – eine Empfehlung aus dem Betriebsplan Natur statt kostenintensiver Wiedereinrichtungsmaßnahmen – war erfolgreich. (Betriebscheck-Begutachtung, Foto: Archiv Naturschutz LfULG, C. Schneier) 

Beispielhafte Naturschutzleistungen des LVG: Blühstreifen als Rückzugsraum für Wildtiere und Blühangebot für Insekten (Archiv LfULG, C.Schneier)

Auf vielen Flächen des LVG sind verschiedene ein- und mehrjährige Blühflächen angelegt. Diese dienen mit ihrem vielfältigen Blütenangebot als Nahrungs- und Rückzugsraum für zahlreiche Insekten und Vögel. (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, C. Schneier)

Beispielhafte Naturschutzleistungen des LVG: Einzelbaumpflanzungen in der wertvollen Auenlandschaft des Naturschutzgebiets Alte Elbe Kathewitz (Archiv LfULG, C.Schneier)

Einzelbäume sind wichtige Strukturen in der offenen Landschaft. Das LVG nahm Pflanzungen in der wertvollen Auenlandschaft des Naturschutzgebiets Alte Elbe Kathewitz vor. (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, C. Schneier) 

Artenreiches Grünland am Elbteich als Spenderfläche für Mahdgutübertragung in artenarme Bestände (Foto: S.Büchner)

Artenreiches Grünland am Elbdeich als Spenderfläche für Mahdgutübertragung in artenarme Bestände (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, S. Büchner)

Eine Erhöhung der Artenvielfalt wird auf einigen geeigneten Grünlandflächen durch Übertragung von Mahdgut erprobt und fachlich begleitet. Dieser langwierige Prozess bedarf Geduld und ist nur auf bestimmten Flächen umsetzbar.

Rasenflächen am Hof bieten Möglichkeiten zur Aufwertung zu blütenreichen Wiesen (Foto: Archiv LfULG, C.Schneier)

Die Rasenflächen rings um die Verwaltungsgebäude sollen in blütenbunte und artenreiche Wiesen umgewandelt werden. Das erspart häufiges Mähen und bietet Insekten Lebensraum und Nahrung. (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, C. Schneier)

Der gefährdete Ackerrittersporn, eine typische Pflanze der Region, soll im LVG wieder heimisch werden (Foto Archiv LfULG, C.Schneier)

Der gefährdete Feld-Rittersporn, eine typische Pflanze der Region, soll im LVG wieder heimisch werden. Diese Pflanze und andere Ackerwildkräuter können mit einjährigen Schwarzbrachestreifen im Bereich von besonders feuchten oder trockenen Standorten ohne Kulturartenansaat und Pflanzenschutzmaßnahmen gefördert werden. Die Mindestbreite der Schwarzbracheflächen sollte 1 m betragen. Sie können angrenzend zu Landschafts- und Strukturelementen angelegt werden. (Foto Archiv Naturschutz LfULG, C. Schneier)

Bewertungen und Maßnahmevorschläge aus dem Betriebsplan Natur und den Betriebscheck:

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